Mit Illustrationen von Christoph Biedermann
Buch
In diesem Buch versammle ich elf einzigartige, faszinierende Bienengeschichten. Diese wurden mir im persönlichen Austausch mit befreundeten Imkerinnen und Imkern aus der ganzen Schweiz zugetragen. Fröhliche und bunte Illustrationen von Christoph Biedermann begleiten die abenteuerlichen Erzählungen.
Leseproben
Die vergessene Lawine
Es war Ende Februar und seit Tagen schneite es ununterbrochen. Der Tag war düster und eine drückende Stimmung hatte sich über das Tal gelegt, als es urplötzlich finster wurde und stauberfüllte Luft sich ausbreitete. Die Treuschtobellawine hatte sich gelöst. Mit elementarer Wucht ging sie bis ins Tal und über die Strassenbrücke des Tobels nieder. Dabei riss sie das Bienenhaus, drei kleine Ställe, eine mobile Säge und eine Feldbäckerei der Schweizer Armee mit sich. 14 bis 16 Hektaren Waldfläche waren fast vollständig zerstört und zum Teil von der Staublawine mitgerissen worden. Man konnte von grossem Glück reden, dass keine Menschenleben zu beklagen waren. Denn tags zuvor hatten die Bauern noch seelenruhig die Stalldächer im Tobel vom Schnee befreit, und nur kurze Zeit vor dem Lawinenniedergang hatte die Schneeschleuder auf der Talstrasse die betroffene Stelle passiert. Es wurde Mai, bis Daniels Familie erstmals wieder zu Fuss das Treuschtobel besuchte, ein Familienausflug an einem sonnigen Auffahrtsnachmittag. Am Rande des Lawinenkegels war der Schnee bereits so weit geschmolzen, dass man daran entlanglaufen konnte. Wie sie da so spazierten, entdeckte jemand plötzlich Bienen, die unter dem Schnee herausgeflogen kamen.
Das traurige Ende eines friedlichen Zusammenlebens
Die Bienenvölker im Garten waren gesund und stark und hatten bereits reichlich Frühlingshonig eingetragen. Zeit also für die erste Honigernte, welche Hansjörg bei sonnig-warmem Wetter freudig in Angriff nahm. Auch bei seinem stechlustigen Volk fing er wie immer damit an, die Honigwaben abzuwischen. Eine nach der anderen. Doch mit jeder abgewischten Wabe wurde es unangenehmer, da immer mehr Bienen den Honigdieb von allen Seiten angriffen und zustachen. Durch sein zügiges und routiniertes Hantieren konnte Hansjörg die Beute jedoch schnell wieder schliessen. Jetzt erst bemerkte er aber, was ihm durch das konzentrierte Arbeiten gar nicht aufgefallen war: Die alarmierten, angreifenden Bienen waren überall. Anstatt in den Kasten zurückzukehren, attackierten sie alles, was sich irgendwie bewegte. Passanten, welche auf dem nahegelegenen Trottoir am Haus vorbeigingen, fuchtelten wie wild mit den Armen. Rasch war Hansjörg klar, dass er die Nachbarn warnen musste, sie sollten unbedingt im Haus bleiben und alle Fenster schliessen. Ausgerechnet jetzt kamen auch noch seine Frau und seine Schwiegermutter vom Einkaufen zurück. Er konnte sie gerade noch rechtzeitig abpassen und direkt aus dem Auto ins sichere Haus schicken.
Kurz darauf fiel Hansjörg auf, dass im Hühnerstall nebenan eine gespenstische Ruhe eingekehrt war. Wo sich für gewöhnlich die gackernden Hühner ihre Zeit vertrieben, war es totenstill geworden. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit.
Über mich
Gemeinsam mit meiner Familie, unserem Familienhund und meinen Bienen lebe ich im kleinen Bergdorf Tenna im ursprünglichen Safiental (GR). Ich bin Imkerin, Zoologin und Sterbebegleiterin. Menschen und Tiere – insbesondere meine Bienen – bereichern mein Leben. Mich faszinieren vor allem die nichtalltäglichen und aussergewöhnlichen Erlebnisse mit Bienen sehr.
Erklärungen zu den Geschichten
Bestellformular
zur Kenntnis genommen